"Huhuhu", heult die kleine Schrumpelmei durch das windschiefe Hexenhaus, "Mama Schrumpeldei, verhex den starken Lukas. Er hat mir eine dicke Beule auf meine Mohrrübennasenspitze geboxt." Aber da sich die alte Schrumpeldei eine Bittermedizin für ihren zwickenden Hexenschuß brauen muß, schickt sie ihre Tochter Schrumpelmei und den Stumpfenstiel-Papagei aus, um Lukas gehörig zu verwünschen. Jedoch die zwei vollführen so eine fürchterliche Hexerei, daß schließlich die erboste Schrumpeldei in ihrem holzwurmigen Schaukelstuhl zum Hokus-Pokus brausen muß.
Wolfi
schrieb am
04. 12. 2003:
(Kommentar fuer Folge 10 mit Verweis auf Folge 11)
Leider ist das die einzige Folge der bis jetzt im Kinderhoerspiel-Spektrum unschlagbar besten Serie, die ich verloren habe. Aus Kindertagen weiss ich noch, dass ein Froeschlein und das Luegen eine grosse Luegen spielen, das Wort "Flunkern" kommt glaub ich vor, und damit wird hier schon - und erst recht in Euren bisherigen Kommentaren!! - auf Inhalt und Aussage dieser Folge hingewiesen. Eure Kommentare halten sich in Grenzen, aber die Flunkerei und die Korruption und Selbstbereicherung des politisch-wirtschaftlichen Systems (das unseren Alltag immer bestimmt) sind wichtige Kritikpunkte, deren Schatten manchmal wie feuerspeiende Drachen ueber uns herziehen ... Wieder mal eine Superidee, und dass die Schrumpelmei immer noch danebenhext - ja mein Gott, bevor Du sie mit Hui Buh und seinem qualitativen Niveauverlust mit zunehmenden Folgen vergleichst, DANIELLE, (Hui Buh hat noch NIE dieses Niveau gehabt, und ich war als Kind immer viel mehr von "Hui Buhhhhhhh" begeistert als von der strengen alten Tante und ihrer frechen Tochter, nur jetzt mit 29 aendert sich das ...), will ich doch mal die Hexenfamily in Schutz nehmen: Sogar die "Hau-den-Lukas"-Nr. 11, die sich direkt mit sozialer Erziehung, mit Machtkaempfen unter Gleichaltrigen (nicht nur Kinder auf Spielplaetzen, auch Erwachsene auf Gehobenes-Management-Etagen) und Grenzensetzung fuer "Kampfpartner" befasst, wuerde ich als sehr gelungen ansehen. Wenn auch im wirklichen Leben meist, hier ist Folge 11 etwas unrealistisch und Folge 10 auch, Luegen und Ellenbogenmentalitaet haeufig nicht "ins moralische Lot gehext werden" ...
(Dieser Kommentar bezieht sich auf Folge 5 und verweist auf Folge 1,2,3 und 4)
In der Folge Nr.5 wird am klarsten, was in den anderen Folgen ebenfalls grundsaetzlich vorhanden ist: Der moralisch-paedagigische Charakter der gesamten Hexe-Schrumpeldei-Serie, in der der begabte Alexander-Burgh Ideen ueber Welt und Mensch in spannend-zauberhafte kindgerechte Maerchenhoerspielwelt uebersetzt. Neben den grandiosen Folgen 1 - Schrumpelmei soll in "Brummelshausen" endlich ihre "Bummelei" loswerden - und 4 - alle Schaetze der Welt zu wollen, und sei es mit einer Wunderbrille, kann die vernuenftige Ordnung des Menschen sehr durcheinander bringen - und nach der verpatzten Nr. 3 - vieles wissen zu wollen, mag gut sein, alles zu wissen, kann sehr schlecht sein; das ist allerdings nicht "Hexe Schrumpeldeis groesste", sondern Schrumpelmeis daemlichste Hexerei! - ist dies vielleicht die grandioseste Folge ueberhaupt. Typisch leider fuer die Hoerer: Der weniger moralisch und weise spukende Schloss-Burgeck-Geist "Hui Buh" bringt es von 1969 bis 1985 auf 23 Folgen, davon Nr. 1 bis 4 unerreichbare Originale, Nr. 5 bis Nr. 15 supergelungene Unikate und ab Nr. 16 schwerfaellig absackendes Poltergeistgestoehne. Die kluge Hexe Schrumpeldei, die im Verein mit ihren beiden "Kindern", der durchgeknallten, pubertaer-schusseligen Tochter und dem besserwisserischen "grossen Bruder" Papagei Stumpfenstil, Situationen des Kinderalltags auf maerchenhafte Weise durchlebt, ist vermutlich zu anspruchsvoll. Dieser Anspruch wird in Folge 2 und 5 auf die Spitze getrieben: Waehrend in Nr. 2 "ihre neueste Hexerei" darin besteht, einem chaotischen Jungen "Wunderpillen" zu verschreiben und ihm "Verhaltensrezepte" zu vermitteln, was im Real-Leben bei sich real aehnlich verhaltenden Kindern und auch Erwachsenen!! einer erfolgversprechenden Psychotherapie gleich kaeme (Pech kann man aendern ..., wenn man sich von der richtigen Therapeutin verhexen laesst), kulminiert der naive Kinderwunsch in egomanischem Groessenwahn, der die Regeln des sozialen Miteinander durchbricht und all die bitterboesen Konsequenzen aufzeigt; auch hier gibt es reale Parallelen, wie ruecksichtslos aufsteigende Manager zeigen, die irgendwann auf ihren Millionen sitzen, sich von Edelnutten den Schwanz ablecken lassen muessen (kurz davor steht fast Fridolin ...) und, wie neulich in der Wochenzeitung ZEIT stand, teilweise die Liste der Depressiven und Selbstmordraten fuehren. Doch bevor es so real kalt wird, fliegt die Schrumpeldei herbei und schenkt dem viel zu grossen Mann eine Kleinigkeit: "Nutze diesen Wunsch WEISE, es ist dein letzter!", und Fridolin entscheidet sich zur Rueckkehr in die "kleine", integrierte Unauffaelligkeit, die nicht an Bruecken aneckt und auch keinen ganzen Korb mit Wurstbroten oder Eimer mit Limonaden noetig hat ... Dieses Hoerspiel sollte jedem von uns zu denken geben.