Gemeinschaftsprojekt Gruselseiten / europa-vinyl:

Versionenvergleich der

Schauergeschichten

zwischen der LP-Ausgabe
(E 278)

und der MC-Ausgabe
(4312)

 

Teil 2

MC Seite 2:
Erzähler: Froschhüpfers Rache

(Festliche Musik, auch während der Szene.)

Zu der Zeit, in der die Erzählung spielt, galt es an den Königshöfen noch als Selbstverständlichkeit, sich einen Narren zu halten. Auch der König meiner Erzählung, der als gefühlloser Tyrann bekannt war, besaß einen solchen Spaßmacher. Als es nun eines Tages eine große Festlichkeit am Hofe vorzubereiten galt, sprach der König zu seinen beiden Leibministern:
der König: Wir sollten den Narren zu Rate ziehen. Der Zwerg hat schon viele gute Vorschläge für vergangene Feste gemacht.
der 1. Minister: Ein guter Gedanke, mein König. Allein durch seine Anwesenheit und seine tolpatschige Art wird das mißgestaltete Wesen größte Heiterkeit unter den Gästen stiften. (Er lacht.)
der 2. Minister: Allerdings. (Er lacht.) Den Namen "Froschhüpfer", den wir ihm gaben, trägt dieser Zwerg zu Recht. Wenn ich nur daran denke, wie er sich vorwärts bewegt ...
der König: (Er lacht.) Ja! Laß mich es beschreiben, mein Mundschenk. Also, er hockt sich auf den Boden, wie eine Kröte ... so. (Er lacht.) Dann, paß gut auf, dann stellt er die Arme vor die Füße ... ahhh ... ohhh ... ahhh ... (Er lacht.) ...
der 1. Minister: (lacht)
der 2. Minister: (lacht)
der König: ... und endlich gibt er sich einen krampfhaften Ruck und hopst vorwärts ... so, ha ... so ... und so ... (Er lacht.)
der 2. Minister: Die Freundin des Zwerges allerdings, die versteht, sich zierlicher zu bewegen. Wir sollten auch sie rufen lassen.
der König: Sehr richtig! Diese Tripetta kann vorzüglich tanzen. Vorzüglich! (Er lacht.) Ach, und außerdem soll auch sie das Fest mit vorbereiten.
der 1. Minister: Eigentlich, mein König, eigentlich paßt die hübsche Kleine gar nicht zu Froschhüpfer, nicht wahr, mein König? Das einzige, was sie gemein mit ihm hat, ist ... ähem ... der Zwergenwuchs, ähem.
der König: Nun ja, sie scheinen sich seit frühester Kindheit zu kennen. Schon damals waren sie unzertrennlich, als ich sie von dem Kriegszug gegen jenes weit entfernte Land mitbrachte, das ihre Heimat war.
der 2. Minister: Ach, ja, ja, ja ... ich erinnere mich genau. Wißt ihr noch, mein König, wie wir die zwei gefangen nahmen?
der König: Es war ein Hauptspaß! (Er lacht.)
der 1. Minister: (lacht)
der 2. Minister: Sie verspürten so wenig Lust, unserer Einladung hierher zu folgen, daß wir mit pechbeschmierten Peitschen ein wenig nachhelfen mußten. (Er lacht.)
der König: Genug gelacht! Laßt nun nach dem Narren rufen.
der 1. Minister: Sofort, mein König, sofort.

(Er klatscht in die Hände.)

He, Diener!

(Schritte kommen näher.)

der Diener: Zu Befehl!
der 1. Minister: Froschhüpfer soll vor dem König erscheinen.
der Diener: Zu Befehl!
der 1. Minister: Aber schnell!

(Er klatscht erneut in die Hände.)

der König: Und ... äh ... Tripetta ebenfalls!

(Die Schritte entfernen sich.)

Die Freundin dieses schönen Mannes. (Er lacht.)
der 1. Minister: (lacht)
der 2. Minister: (lacht)
der König: Und bringt uns Wein, viel Wein! (Er lacht.)

(Spinettakkorde.)

(Orchestermusik.)

Erzähler: Bald darauf standen die beiden kleinen Freunde vor der Tafelrunde des Königs.
der König: Aha, da sind ja unsere winzigen Künstler. Komm her, Froschhüpfer!

(Schrittgeräusche.)

Leere diesen Becher!

(Ein Glas klirrt.)

(Er lacht.)

(Der Wein wird eingeschenkt.)

Der Wein wird dich erleuchten. Wir brauchen Ideen von dir.

(Der Wein wird eingeschenkt.)

Irgendetwas neues ... außergewöhnliches.

(Der Krug wird abgestellt.)

Die morgige Maskerade soll alle Feste in den Schatten stellen, die wir bisher feierten. Und nun trink!

(Das Glas klirrt erneut.)

Los, sag ich dir! Trink!
Froschhüpfer: Mein König, ich ...
der König: Was? Ja, ich weiß: Wein ist dir verhaßt. Nur verstehe ich nicht, warum. Und deshalb befehle ich dir jetzt: trink ... oder ich vergesse mich und es geht dir schlecht! (Er lacht.) Na, los! Ich weiß: Wein ist dir verhaßt. (Er lacht.) Na, los!

(Man hört Froschhüpfer laut trinken und schlucken.)

Na also! Warum nicht gleich so?
der 2. Minister: (lacht)
der 1. Minister: Seht, mein König, seht: der Mißgeburt kullern Tränen in den Becher. (Er lacht.)
der 2. Minister: Und jetzt ... wie er die Augen verdreht! (Er lacht.) Der Zwerg verträgt den Wein nicht! (Er lacht.)
der König: (Er lacht.) Da seht ihr, was ein Glas guten Weines vermag. Vor dankbarer Rührung über die Großmut seines Herrschers glänzen ihm die Augen. (Er lacht.)
der 1. Minister: (lacht)
der 2. Minister: (lacht)
der König: Ha, he ... du sollst mitlachen, Froschhüpfer ... mitlachen sollst du!
Froschhüpfer: (lacht angestrengt auf und verstummt)
der 1. Minister: (lacht)
der 2. Minister: (lacht)
der König: (Er lacht.) Sehr gut! (Er lacht.) Und nun, mein hübsches Knäbchen: an die Arbeit! Du weißt, daß alle anderen am Hofe schon ein Kostüm für die Maskerade besitzen, nur ich und meine beiden Minister noch nicht. Sage uns jetzt, welche Rollen wir diesmal spielen werden. Vorwärts, vorwärts, du Zwerg! Ist dir noch nichts eingefallen?
Froschhüpfer: Ich ... ich bin bemüht, mir etwas neues ausz ... zudenken.
der 1. Minister: (Er lacht.) Mein König, hört, wie ihm der Wein die Zunge schwer macht. (Er lacht.)
der König: Bemüht, sagst du? Wie meinst du das? Oh, ich sehe du bist schlecht gelaunt und brauchst mehr Wein.

(Klirren eines Kelches.)

Da, nimm!

(Wieder wird Wein eingeschenkt.)

Froschhüpfer: Ich ...
der König: Was?

(Der Kelch wird abgestellt.)

Du willst nicht? Trink, sage ich dir, oder der Teufel soll dich ...

(Schnelle Schritte.)

Tripetta: König, mein König, schone ihn!
Erzähler: Leichenblaß hatte sich Tripetta dem König genährt und sich ihm zu Füßen geworfen. Die Verblüffung über diese Kühnheit raubte dem Tyrannen einen Augenblick die Sprache. Doch dann faßte er sich, stieß sie roh zurück, daß sie zu Boden stürzte und schüttete ihr den Inhalt des übervollen Bechers mitten ins Gesicht.

(Geräusch einer ausgeschütteten Flüssigkeit.)

Eine halbe Minute war es so totenstill, daß man eine Feder hätte fallen hören können. Da wurde das Schweigen durch ein leises, aber scharfes, anhaltendes Geräusch unterbrochen, daß gleichzeitig aus jeder Ecke des Zimmers zu kommen schien.

(Ein Knirschen ist zu hören.)

(Ein lautes, mahlendes Schaben ist zu hören.)

Aufgebracht wandte sich der König an Froschhüpfer:
der König: Warum ... äh ... warum machst du den Lärm da?
Erzähler: Der Zwerg jedoch schien sich plötzlich von seiner Betrunkenheit ganz erholt zu haben. Er blickte den Tyrannen fest, doch ruhig an und sagte:
Froschhüpfer: Ich? Ich? Wie könnte ich das getan haben? Nein, ich glaube, jenes Geräusch kam ... dort vom Fenster. Der Papagei hat nämlich seinen Schnabel an den Käfigstäben gewetzt, mein gnädigster König. Seht selbst!
der König: Hmm, mag sein. Aber ich hätte meine Ritterehre darauf geschworen, daß du Vagabund mit den Zähnen geknirscht hast.
Froschhüpfer: (Er lacht.) Köstlich! Majestät belieben zu scherzen! (Er lacht.) Doch, mein König, du ließest mich rufen, um dir Vorschläge für die Maskerade machen zu lassen.
der König: Allerdings. Ist dir endlich etwas eingefallen?
Froschhüpfer: Ja ... ich weiß zwar nicht, welche Ideenverbindung mich darauf gebracht hat, aber gleich nachdem Majestät das Mädchen geschlagen und ihm den Wein ins Gesicht gegossen hatten ...
der König: Nichts weiter davon!
Froschhüpfer: ... also, gleich, nachdem Majestät das getan, und während der Papagei jenes merkwürdige Geräusch am Fenster machte, erinnerte ich mich plötzlich eines prächtigen Maskenscherzes, den man oft in meiner Heimat aufführte. Hier jedoch wird er völlig neu sein.
der 1. Minister: Großartig! Seht ihr, Majestät, es hat sich gelohnt, das Urteil des Narren einzuholen.
der König: Es scheint so. Doch nun erzähle, Froschhüpfer, was ist das für ein Streich?
Froschhüpfer: Wir nennen es "Die drei aneinander geketteten Orang-Utangs".
der 1. Minister: Orang-Utangs? Das sind doch ... das sind doch wilde Affen! Ja, köstlich! (Er lacht.)
der 2. Minister: (Er lacht.) Ja, drei Affen, drei Menschenaffen! Der Streich ist wie für uns geschaffen. (Er lacht.)
Froschhüpfer: Oh ja, es ist wirklich ein ausgezeichneter Scherz, wenn er gut durchgeführt wird, mein König.
der König: Wir werden ihn schon durchführen, du Zwerg. (Er lacht.)
Froschhüpfer: Der Hauptspaß dabei ist der Schreck, den er den Damen bereitet.
der König: Ausgezeichnet!
der 1. Minister: Famos!
der 2. Minister: Großartig!
der König: Köstlich! (Er lacht.)
der 1. Minister: (lacht)
der 2. Minister: (Er lacht.) Warum eigentlich sollen die Orang-Utangs aneinander gekettet sein, Froschhüpfer?
Froschhüpfer: Nun, die Ketten haben den Zweck, durch ihr Geklirre die Angst und Verwirrung zu steigern. Es wird so aussehen, als seien sie alle auf einmal ihren Wärtern entflohen. Majestät können sich die Wirkung kaum vorstellen, wenn bei einer festlichen Maskerade plötzlich drei aneinander gebundene Orang-Utangs erscheinen. Die ganze Gesellschaft wird sie für wirkliche Tiere halten, wenn sie mit wildem Geschrei in die Menge der vornehm und prächtig gekleideten Damen und Herren hineinrasen. Der Gegensatz ist unbeschreiblich.
der König: (lacht)
der 1. Minister: (lacht)
der 2. Minister: (lacht)
der König: Ja, das machen wir unbedingt. Das wird der größte Spaß werden, den wir je aufführten! (Er lacht.) Und nun an die Arbeit, Froschhüpfer! Schaff uns die Affenkostüme. Es ist höchste Zeit. Du weißt, morgen abend ist die Maskerade. Und fallen die Kostüme nicht zu unserer Zufriedenheit aus, so muß dein häßlicher Kopf rollen. (Er lacht.)
der 1. Minister: (lacht)
der 2. Minister: (lacht)

(Spinettmusik.)

(Zwischenmusik.)

Erzähler: Am nächsten Tag, kurz vor Beginn des Festes, hatte Froschhüpfer seine sonderbare Arbeit abgeschlossen. Das Verfahren, den König und seine Minister in Orang-Utangs zu verwandeln, war äußerst einfach, doch entsprach es den Absichten des Narren bestens. Er und Tripetta hatten den König samt Ministern zuerst in enganliegende Hemden und Hosen aus Wollzeug eingenäht. Dies tränkte man mit Teer, danach wurde eine dichte Schicht Flachs auf die Unterlage geklebt. Die drei so kostümierten Männer sahen nun in der Tat bestialisch aus. Und da man seinerzeit in der zivilisierten Welt wirkliche Orang-Utangs nur vom Hörensagen her kannte, war mit Recht zu vermuten, daß keiner der Festgäste die Echtheit dieser "Tiere nur einen Augenblick anzweifeln würde. Der Zwerg ließ jetzt eine lange Kette herbeischaffen. Sie wurde zuerst dem König um den Leib geschlungen und dann fest verhakt. Das gleiche geschah mit den zwei Ministern. Als man damit fertig war, zog Froschhüpfer den Rest der Kette als Durchmesser noch zweimal über Kreuz durch den Kreis, den die aneinander Gefesselten bildeten.

(Kettenklirren.)

der König: Hmmm ...
Erzähler: Dann rief er:
Froschhüpfer: Majestät, wir sind fertig! Doch erlaubt mir noch einen Vorschlag: wartet mit eurem Erscheinen im Festsaal bis Mitternacht.
der König: Hmmm ... recht hast du. Die Geisterstunde wird die Unheimlichkeit des Spaßes noch vergrößern. (Er lacht)
der 1. Minister: (lacht)
der 2. Minister: (lacht)

(Spinettmusik.)

(Zwischenmusik.)

Erzähler: Der große Festsaal, in dem das Maskenfest stattfinden sollte, war kreisrund, sehr hoch und empfing sein Licht nur durch ein einziges, im Mittelpunkt der Kuppel befindliches Fenster. Nachts jedoch - und besonders zu nächtlichen Festen wurde der Raum benutzt - erhielt er das Licht von einem großen Kronleuchter, der an einer Kette von der Mitte des gewölbten Fensters herabhing und wie üblich von außen durch ein Gegengewicht herauf- und hinuntergezogen werden konnte. Der König hatte es Tripettas erprobtem Geschmack überlassen, den Raum auszuschmücken. In einigen Dingen jedoch hatte sich das Mädchen den Anordnungen ihres Freundes unterworfen. Darum war der Kronleuchter entfernt worden und statt seiner erleuchteten nun zahlreiche Fackeln von den Wänden her das festliche Treiben.

(Im Hintergrund Spinettmusik und Stimmengewirr.)

(Zwischenmusik.)

Die drei Orang-Utangs warteten mit ihrem Erscheinen geduldig bis Mitternacht. Kaum jedoch war der zwölfte Glockenschlag verhallt, da stürzten sie unter Gebrüll und Kettenrasseln in den überfüllten Saal.

(Synthesizereffekte, Stimmengewirr.)

Des Königs Herz erfüllte sich mit unbändiger Heiterkeit, als er das entsetzte Angstgeschrei vernahm, das sich augenblicklich unter den Gästen erhob.
der 1. Gast: Zu Hilfe!
der 2. Gast: Seht, die schrecklichen Bestien!
der 3. Gast: Es sind drei Menschenaffen!
der 4. Gast: Gräßlich!
der 5. Gast: Sie werden uns alle töten!
der 1. Gast: Mein Ritter kommt her, beschützt mich!
der 5. Gast: Wo sind Waffen?
der 3. Gast: Hat denn keiner ein Schwert bei sich?
der 6. Gast: Nein, nein, der König hat das Waffentragen beim Fest ausdrücklich verboten!
der 1. Gast: Die Tiere kommen näher!
der 6. Gast: Ja, rettet euch zu den Ausgängen!
der 3. Gast: Vergeblich! Alle Türen sind plötzlich geschlossen!
der 2. Gast: Hilfe!
der 1. Gast: Hilfe! Hilf mir!
der Erzähler: Als der Tumult auf's Höchste gestiegen war und jeder nur daran dachte, sich in Sicherheit zu bringen, hätte man bemerken können, daß die Kette, an der sonst der Kronleuchter hing, und die man nach dessen Entfernung aufgezogen hatte, ganz allmählich herabgelassen wurde, bis ihr Endhaken nur noch drei Fuß von der Erde entfernt war. Bald darauf befanden sich der König und die zwei Minister, nachdem sie den Saal in jeder Richtung durchtaumelt hatten, in dessen Mittelpunkt, und so auch in fast unmittelbarer Berührung mit der Kronleuchterkette. Als sie so standen, ergriff der Zwerg, der ihnen stets auf dem Fuße gefolgt war, und sie zu immer wilderem Treiben angefeuert hatte, die Kette, mit der sie aneinander gefesselt waren genau an der Stelle, wo sich die beiden Durchmesserlinien kreuzten. In Blitzesschnelle hängte er dies Mittelglied in den Haken ein, an dem sonst der Kronleuchter hing, und sofort wurde durch irgendeine unsichtbare Kraft die Kronleuchterkette so hoch hinaufgezogen, daß der Haken von unten nicht mehr erreichbar war. Gesicht an Gesicht hingen die Orang-Utangs jetzt schwebend in der Luft. Die Maskengesellschaft hatte sich inzwischen von ihrem Schrecken und der anfänglichen Verblüffung erholt und betrachtete das Ganze nun als einen gut ausgedachten und vorbereiteten Scherz.

(Gelächter.)

der 5. Gast: Seht nur, wie sie zappeln!
der 2. Gast: Orang-Utangs! Ha, das hätte ich mir nicht träumen lassen!
der 1. Gast: Wenn man nur wüßte, wer in den Masken steckt!
der 3. Gast: Fragt doch den Narren, sicherlich weiß er mehr als wir!
der 6. Gast: Ja, da ist er ja!

(Rufe aus der Menge: "Froschhüpfer!".)

Froschhüpfer: Ja, ihr Leute!

(Kettenklirren.)

Überlaßt mir diese Affen. Ich glaube nämlich, ich kenne sie. Wenn ich sie nur einmal recht betrachten könnte, ich würde euch schon sagen können, wer sie sind. Und darum: Platz gemacht!

(Schrittgeräusche.)

der 1. Gast: Ah, was tut er?
der 6. Gast: Um Himmels willen! Wie ein Affe springt er über unsere Köpfe hinweg zur Wand!
der 3. Gast: Was hat denn der Narr nur vor?
der 1. Gast: Hilfe!
der 5. Gast: Keine Angst, er tut euch nichts!

(Synthesizereffekte.)

der 6. Gast: Da, jetzt hat er eine Fackel herausgerissen und springt wieder zurück!
der 2. Gast: Ja, und jetzt ist er schon wieder bei den Affenmasken!

(Kettenklirren.)

der 5. Gast: Froschhüpfer!
der 1. Gast: Er klettert an ihnen empor!
der 6. Gast: Ja, nun ist er schon über ihnen!
der 2. Gast: Und jetzt klettert die verrückte Mißgeburt schon an der Kronleuchterkette in die Höhe!
der 1. Gast: Seht doch nur: er leuchtet der dicksten Bestie ins Gesicht!
der 5. Gast: Ruhe, jetzt ruft er uns etwas zu!
Froschhüpfer: Ich sage euch, ihr Leute: ich werde sehr bald heraushaben, wer sie sind. (Er pfeift.)

(Synthesizereffekte.)

Erzähler: Während ein schriller Pfiff des Narren das Gelächter der Maskengesellschaft verstummen ließ, schnellte die Kronleuchterkette etwa dreißig Fuß in die Höhe und zog die geängstigten, zappelnden Orang-Utangs mit empor. Froschhüpfer, der sich an der Kette festgeklammert hatte, hing also ein gutes Stück über den drei Masken. Seine Fackel hielt er noch immer gesenkt, als sei nichts geschehen, als sei er immer noch bemüht, herauszufinden, wer die drei seien. Die Gäste waren über das Hinaufziehen der Kette so verblüfft, daß eine minutenlange Totenstille herrschte. Da ertönte plötzlich wieder das leise, scharfe, knirschende Geräusch, ...

(Das Knirschen ist wieder zu hören.)

(Polternde Geräusche.)

... das dem König am Vortage so sonderbar aufgefallen war, als er Tripetta den Wein ins Gesicht geschüttet hatte. Doch jetzt konnte kein Zweifel mehr darüber herrschen, wo der Laut herkam: er kam von den fangartigen Zähnen des Zwerges, der schäumenden Mundes mit ihnen knirschte und mit dem Ausdruck wahnsinniger Wut in die aufwärts gewandten Gesichter des Königs und seiner beiden Minister starrte. Endlich sagte der wutentbrannte Narr:
Froschhüpfer: Aha ... allmählich wird mir klar, wer diese Leute sind.
Erzähler: Bei diesen Worten näherte er, als wolle er den König noch genauer betrachten, seine Fackel der Flachshülle, die jenen umgab.

(Das mahlende Knirschen ertönt.)

(Geschrei.)

Augenblicklich ging sie in Flammen auf und in weniger als einer halben Minute standen alle Orang-Utangs in hellem Brande. Während die Menge unten wild aufschrie, nötigten die immer heftiger werdenden Flammen den Narren bald die Kette noch weiter hinaufzuklettern.

(Geschrei.)

Erneut verstummte die Menge. Da rief der Zwerg:
Froschhüpfer: Ich sehe jetzt deutlich, was für Leute sich hinter diesen Masken verbergen. Es ist ein großer König mit seinen beiden Leibministern. Ein König, der es wagte, ein schutzloses Mädchen zu mißhandeln, und seine Räte, die alles, was er Schimpfliches tat, guthießen ... und ich ... ich bin nur Froschhüpfer, der Narr. Und dies hier ist mein letzter Scherz!

(Wieder Geschrei.)

(Synthesizereffekte für ca. 40 Sekunden.)

Erzähler: Bei der leichten Brennbarkeit des Flachses und des Teers, woraus die Kostüme der Orang-Utangs bestanden, war das Werk der Rache schon vollbracht, als der Zwerg seine kurze Rede kaum beendet hatte.

(Erneut Synthesizereffekte für ca. 30 Sekunden.)

Die drei Körper hingen nur noch als eine qualmende, übelriechende Masse in ihren Ketten. Der Krüppel schleuderte seine Fackel auf sie herab, kletterte gelassen zur Decke empor und verschwand durch das Kuppelfenster. Man nimmt an, daß Tripetta, die auf dem Dache des Kuppelsaales stand, die Mitschuldige bei diesem schauerlichen Racheakt ihres Freundes gewesen ist und daß die zwei zusammen in ihre Heimat geflohen sind, denn beide wurden niemals mehr gesehen.

(Spinettakkord.)

(Synthesizermusik.)
Informationen zum Versionsvergleich  Zu Teil 1


© Transkription & Versionenvergleich: Marcus Ebeling • Umsetzung in HTML: Harald Lutz (25. November 2000)

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