Obwohl er 28 Jahre lang auf der Bühne des Thalia Theaters Hamburg als Schauspieler und Regisseur arbeitete, hat er sich durch einen Nebenjob unvergesslich gemacht - als Synchronsprecher und vor allem als Geschichtenerzähler in Hörspielen. Sein warmer Bariton kam ab Ende der 60er Jahre aus der Rille; er konnte grollen und zürnen bis zum Gänsehaut-Überzug, seine Stimme konnte schmeicheln, sie konnte lächeln. In mehr als 100 Produktionen schuf er sich einen Kultstatus, zum Beispiel durchs Hörspiel "Hui Buh" (mit Hans Clarin, lange bevor der als Pumuckl krächzte). Wenn Paetsch das dazwischenplappernde Gespenst von Schloss Burgeck donnernd zurechtwies, wackelten Plattenspieler oder Cassetten-Deck.
Schon in der Schule war der am 7. Dezember 1909 geborene Sohn einer Beamtenfamilie ein beliebter Vorleser. Nach seinem Studium der Germanistik, Anglistik und Kunstgeschichte kam er zum Theater. Paetsch trat in Saarbrücken, Gießen, Heidelberg und Lübeck auf, bis er nach Hamburg ging. Daneben übernahm er Film- und Fernsehrollen. Er spielte im Wallace-Klassiker "Die toten Augen von London", zuletzt unter anderem in "Lola rennt". Auch die Rockbands "Die Toten Hosen" und "Die Ärzte" nahmen ihn für Songs als Sprecher unter Vertrag.
Die Faszination seiner unverwechselbaren Erzählweise erklärte Paetsch, der selbst nie Vater wurde, so: "Ich lese den Kindern Märchen vor, so wie es sich gehört. Dazu sind sich viele Kollegen zu fein. Sie machen nicht das, was ich mache: voller Wut erzählen."
Hans Paetsch ist tot. Was bleibt, ist eine Stimme, die Kindern
ein akustisches Bilderbuch öffnet und die Großen auf
Vergangenheitsreise schickt. Am liebsten mit leisem Knistern.
Mark Daniel
Die Hui-Buh-Hörspiele sind beim Label "Europa" neu aufgelegt worden - bislang nur zu haben bei Karstadt.
Homepage für Fans: http://www.europa-vinyl.de/
Erschienen am 15. Februar in der Leipziger Volkszeitung
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