Hans Paetschs Geburtstag

Wir hatten Ende November 1999 dazu aufgerufen, Hans Paetsch zum Geburtstag zu gratulieren. Ihr wart auch sehr fleißig und habt es auf über 70 Einträge geschafft. Die könnt ihr übrigens allesamt hier nochmal nachlesen.
Damit ihr aber auch seht, dass wir das ganze nicht nur zum Spass gemacht haben, kam uns die Idee, dem Meister persönlich einen Besuch abzustatten. Zwar konnte der Webmaster selber leider nicht mit (seufz), aber Marcus, Holger und Stefan machten sich auf nach Hamburg, um Hans Paetsch das Geburtstagsbuch zu überreichen. Wir hatten eure Einträge allesamt ausgedruckt und mit einem hübschen Einband versehen. Hier also nun das Bild vom Besuch und der Bericht darüber von Holger!


"Soll ich Ihnen zu erst danken oder sie beglückwünschen?"

"Meine erste Erinnerung an Sie ist verknüpft mit der Rolle des Intschu-Tschuna..."

"Ich weiss nicht wie ich anfangen soll..."

"Der Märchenonkel der Nation wird 90!"

Anläßlich des 90. Geburtstages von Hans Paetsch am 7.12.1999 hatte Harald Lutz auf dieser Seite ein Gästebuch eingerichtet, in dem jedem begeisterten Hörer die Möglichkeit geboten werden sollte, seine Glückwünsche und Grüße an Herrn Paetsch "verewigen" zu können.
Dieses Gästebuch wuchs dank Eurer zahlreichen Unterstützung in den folgenden Wochen bis zum Geburtstag auf etwa 75 Einträge an und sollte nun natürlich nicht wieder in der Versenkung verschwinden, sondern auch persönlich Herrn Paetsch überbracht werden.

Besuch  
Hans Paetsch mit Holger Bergmann
Am 4.1.2000 war es dann soweit. Wir (Marcus, Stefan und Holger) waren für 15.00 Uhr bei Herrn Paetsch eingeladen und machten uns mit dem ausgedruckten Gästebuch und einer guten Flasche Rotwein auf den Weg nach Hamburg ... und auf eine kleine Reise in unsere Kindheit.
Ich kann an dieser Stelle nur für mich sprechen, aber ein gewisser Grad an Nervosität kam doch in mir auf, als wir in die kleine Sackgasse im Norden Hamburgs einbogen und Marcus mit einem "Da vorne muß es sein!" das Ziel unserer Fahrt anvisiert hatte.
Als Herr Paetsch die Tür öffnete und DIE Stimme uns mit einem "Guten Tag!" empfing, musste ich dann doch innerlich lächeln; er war genau der nette ältere Mann, den man sich immer im Ohrensessel mit dem Buch auf dem Schoß vorgestellt hatte.
Herr Paetsch bat uns in sein Wohnzimmer, wo er dann die von uns mitgebrachten Präsente in Anwesenheit seiner Frau begutachtete.
Die Flasche Wein wurde zur "Feier des Tages" sogleich vom Hausherren entkorkt und so nahmen wir alle Vier zusammen Platz und stiessen auf den 90. Geburtstag von Herrn Paetsch an.

Als wir ihm das Gästebuch überreicht hatten, erklärten wir kurz das Zustandekommen eines solchen "Buches" und Herr Paetsch war sichtlich erfreut und überrascht zugleich.
Während des nun entstehenden Gespräches über "die alte Zeit" nahm Herr Paetsch immer wieder das Buch zur Hand, um darin zu blättern und einige der darin enthaltenen Grüße und Glückwünsche zu lesen. Er begann, in Erinnerungen zu versinken.
Seine Stimme faszinierte mich von Beginn seiner Ausführungen an. Es war als würde man eine lang verschollen geglaubte Märchenplatte mit ihm hören, nur dass die Geschichten diesmal echt und erlebt waren.
Er erzählte aus den ersten Tagen der Tonaufnahmen für den Rundfunk am Ende er 30`er Jahre und aus der Zeit des Krieges, sowie der darauffolgenden Zeit an diversen Theatern in Deutschland und der damaligen CSSR.
Sein Engagement am Thalia-Theater brachte ihn letztendlich dann zu EUROPA und er wurde in den 50`ern in Hamburg sesshaft, nachdem er sich mit seiner Frau nach dem Krieg in Hamburg getroffen hatte.
Hier entstanden 1965 seine ersten Aufnahmen für das Miller-Label EUROPA.

Natürlich war es für Herrn Paetsch unmöglich, sich an einzelne Aufnahmen zu erinnern. Es waren einfach im Laufe von über 15 sehr aktiven Jahren (1966-1981) und den gelegentlichen Auftritten in den 80`ern und 90`ern zu viele Platten gewesen.
Konkret erinnerte er sich nur noch an die ganzen Serien wie Hanni und Nanni, Hui Buh oder vergleichbares.
Eine Rolle, die ihm allerdings sofort wieder in Erinnerung kam, war auch seine vielleicht beeindruckendste als Sprecher und nicht als Erzähler: Intschu-Tschuna in Winnetou I, Folge 1 und 2.
Seine sehr spannenden wie interessanten Erzählungen wurden nicht nur ein "Wiederhören" mit alten Bekannten aus unseren Hörspiel-Sammlungen, sondern auch gewürzt mit einer ordentlichen Prise Realismus, die uns bewusst werden ließ, dass wir inzwischen erwachsen geworden waren.
Denn die "schöne heile Hörspielwelt" war nicht halb so romantisch wie wir es uns früher erträumt hatten :

-  Man war niemals in einer großen Gruppe im Studio um den großen Tisch herum versammelt.

-  Man kannte sich, wenn überhaupt, dann eher von der Bühne des Thalia oder sah sich auch mal in der Rothenbaumchaussee in kleinen Gruppen, was aber eher die Ausnahme war.

-  Die Aufnahmen wurden in der Regel morgens oder abends vor bzw. nach den Theaterproben gemacht und waren eher ein nettes Zubrot. Sie machten zwar auch Spass, aber hatten für die Sprecher persönlich keine sonderlich hohe Bedeutung und waren halt ein Nebenjob, "den man aber doch stets mit Sorgfalt und Spass erledigte".

Herrn Paetsch war nie bewusst, was für eine Bedeutung seine Stimme für mehrere Generationen bekam. Das wurde ihm erst "im Laufe der Jahre bewusst", als ihn immer wieder Leute darauf ansprachen und er bei Lesungen in Kirchen etc. nicht mehr nur Programmhefte und Bilder, sondern auch HuiBuh-Platten signieren sollte.
Nach etwa zwei Stunden signierte dann auch uns Herr Paetsch einige Schallplatten mit Widmung (Hanni und Nanni 6, Alice im Wunderland und Robin Hood).
Diese haben nun natürlich einen Ehrenplatz in unseren Sammlungen und wenn ich jetzt nach diesem Besuch seine Platten höre, sehe ich den netten, älteren Mann im Ohrensessel sitzen. Mit dem Unterschied : Ich weiß nun meine Vorstellungen bestätigt und denke gerne an diesen Besuch zurück.

Holger Bergmann


Hans-Paetsch-Geburtstagsbuch
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