Versionenvergleich LP / MC

Hui Buh (2) in neuen Abenteuern

zwischen der LP-Ausgabe mit Hans Clarin (E 2048)

(Laufzeit 22'25" / 18'10")

und der MC-Ausgabe mit Hans Clarin (4163)

(Laufzeit unbekannt)


Transkription und Versionenvergleich: ©joe adder (Juli 2004)

Die Textpassagen, die in der MC-Version entfernt wurden, zum besseren Verständnis, in dieser durchgestrichenen Form angezeigt.

Seite 1:

Erzähler: Hui Buh, das Gespenst.

Hui Buh Titelmelodie

Erzähler: Manche Leute sagen, es gibt Gespenster. Manche sagen, es gibt keine Gespenster. Ich aber sage, Hui Buh ist ein Gespenst.
Hui Buh: Natürlich bin ich ein Gespenst. Mit einer rostigen Rasselkette.
Erzähler: Naja, das sagte ich doch gerade.
Hui Buh: Nein! Du hast wieder meine rostige Rasselkette verschwiegen.
Erzähler: Nu gut, entschuldige bitte, aber jetzt schweig still und lass mich weiterreden. Wo war ich denn stehengeblieben? Ach richtig. Einziges für Schloss Burgeck behördlich zugelassenes Gespenst. So steht es für alle Ewigkeit ganz oben in der hölzernen Fledermausturmkammertür eingebrannt.
Hui Buh: Hier hause ich in meiner alten vermoderten Holztruhe.
Erzähler: Verflixt, kannst du nicht ruhig sein.
Hui Buh: (murmelt) Na, kann doch mal sagen, dass ich einer alten, vermoderten Holztruhe...
Erzähler: (streng) Also! Dort oben, in der Turmkammer, haust Hui Buh, seitdem vor rund vierhundert Jahren irgendjemand an einem Freitag, dem 13., um Mitternacht, den fröhlichen und fidelen Ritter Balduin in das Schlossgespenst Hui Buh verwünscht hat.
Hui Buh: So eine verwünschte Geschichte.
Erzähler: Ja, genau so begann die ganze Geschichte. Doch dann hatte seine Majestät König Julius, der 111., Schloss Burgeck geerbt.
Hui Buh: (brummt zustimmend)
Erzähler: Anfangs waren sich der König und das Gespenst arg in die Haare geraten. Aber bei manchen nächtlichen Geistermahlen mit Braten, Kuchen und Wein waren die beiden bald dicke Freunde geworden.
Hui Buh: (brummt zustimmend)
Erzähler: Und als Freunde hatten sie zusammen vielerlei Spukereien erlebt.
Hui Buh: (kichert und rasselt mit der Kette)
Erzähler: Bis Hui Buh seinen verwünschten Schatz gefunden und der König die bildschöne Prinzessin Konstanzia geheiratet hatte.
Hui Buh: (kichert)
Erzähler: Allerdings war das Gespenst bei all den Abenteuern auch mächtig vom Pech verfolgt gewesen.
Hui Buh: Ja. Ja. Ahm.
Erzähler: Und auch diese Spukerei fing für den Geist von Burgeck gar nicht gut an. Denn als der König einmal mit der Königin verreist war, und das Gespenst schon nicht mehr wusste, wie lange es vor Langeweile in seiner vermoderten Holzkiste geruht hatte, wurde es eines düsteren Morgens durch lautes Rattern und Hämmern aus dem Schloss geweckt.

Arbeitsgeräusche. Lautes Rufen.

Hui Buh: (wütend) Was ist denn das? Da muss ich doch mal hingucken, ob- (Deckel öffnet quietschend und Hui Buh jault)
Erzähler: Aufs höchste verärgert über die Störung, kletterte Hui Buh aus der Truhe und stolperte gähnend zum Turmkammerfenster. Dort rückte er seinen abschraubbaren Kopf zurecht und schaute verdutzt hinunter auf den Schlosshof, um abermals an seinem Kopf zu rucken, und erneut hinunterzublicken auf das schreckliche Geschehen und den alten Schlosskastellan, der über den Hof rief:
Kastellan: So ist's ausgezeichnet. Die Rolltreppe rollt bereits, auch die Drehtür dreht sich und der Fahrstuhl fährt ebenfalls. Als nächstes wird das Verlies zugeschüttet und die ausgetretene Turmtreppe abgerissen. Danach werden die Kamine zugemauert und die Zentralheizung eingebaut. Beeilt euch! Wenn ihre Majestäten, der König und die Königin, heimkehren, muss alles fertig sein!
Hui Buh: Vermalledeit! Das geht doch nicht! In einem zugeschütteten Verlies und zugemauerten Kamin kann ich doch nicht mehr rumoren, poltern, schluchzen, heulen und überhaupt nicht mehr spuken. Und was wäre denn ein Geist ohne Spuk. Nein, nein, da habe ich auch noch ein Wörtchen mitzugeistern. Schon heute nacht, oder besser nein, besser jetzt gleich am Tage, rüsste ich mich mit der Rüstung des Ritters ohne Furcht und Tadel. Dann nehme ich meinen Morgenstern mit den vielen Piekern, den ich damals dem dickfälligen Schlosshauptmann unter das Sitzkissen geschoben habe, und dann... dann werde ich... jajajahahaha (lacht gehässig)

Musik

Erzähler: Unter heftigem Schnauben und Prusten stieg das Gespenst in seine eiserne Rüstung, stülpte sich obendrein den verbeulten Helm über den Kopf, schnappte den Morgenstern und stapfte unsichtbar aus der Turmkammer.

scheppernde, metallene Geräusche

Hui Buh: (stöhnt) So eine eiserne Rüstung, die ich so nicht mochte.(stöhnt erneut)
Erzähler: Als Hui Buh jedoch die vielen quietschenden Stufen der Fledermausturmtreppe hinuntersteigen wollte, versperrte ihm ein riesiges Pappschild den Abstieg.
Hui Buh: Achtung, gesperrt! Bitte benutzen sie den neuen Fahrstuhl. Ohoo! Ohoooo! Das habt ihr euch so ausgedacht, mir einfach meine Fledermausturmtreppe zu verbieten. Nichts da! Solange ich hier herumgeistere, gehort die Treppe mi- Aaahhhhhh...

Hui Buh fällt herunter und landet mit lautem Scheppern

Hui Buh: Uuiii. Uuuiiii. Die Treppe ist entzwei gebrochen und ich habe mir neunundneunzig Knochen verrenkt. Auf so rasche Art wollte ich eigentlich nicht herunterkommen. (scheppern und stöhnen) Au, au, aua. Naja, naja, hauptsache ich bin unten und nunmehr sollen die mich erleben wie ich mich selbst noch nie erlebt habe. (rythmisches Quietschen und Schritte)Halt, halt, halt, halt, halt, anhalten, anhalteen. Diese lästerliche Tür dreht sich ja immerfort im Kreis herum. Halt, bitte anhalten hab' ich gesagt. Ich habe jetzt gesagt...
Erzähler: Rachedürstend hatte sich das bös zugerichtete Gespenst von seinem Treppensturz wieder aufgerappelt, um hinaus auf den Schlosshof zu schleichen. Doch kaum hatte es sich der Tür genähert, war es von ihr gefangen und wurde wie wild im Kreise herum gewirbelt. Und je wütender es mit geschwungenem Morgenstern gegen sie anrannte, desto rasender wurde die sausende Drehtür-Karusselfahrt. Bis das erschöpfte Gespenst mit lautem Scheppern hinaus auf den Schlosshof geschleudert wurde.
Hui Buh: (fliegt schreiend und scheppernd auf den Schlosshof)
Erzähler: Gleich darauf hatte Hui Buh den Zwischenfall wieder vergessen, denn mit seinen unheimlich aufleuchtenden Augen hatte er die Bauarbeiter entdeckt, die gerade beim Frühstück sassen. Beim Anblick ihrer Wurst-, Schinken- und Käsebrote lief dem Gespenst das Wasser im Munde zusammen. Mit listigem Grinsen um die bleiche Nase trat es behutsam näher, wobei es wohl acht gab, dass es sich nicht durch das Klirren seiner eisernen Handschuhe verriet. Dabei hätte Hui Buh besser auf seine eisernen Schuhe achten sollen, denn just als er blitzschnell nach der nächstliegenden Frühstückstasche griff, lief plötzlich der Boden unter ihm davon, so dass er sich rücklings auf seinen Panzer setzte.

pfeifendes Geräusch

Hui Buh: Hui, Hui Buh.

Scheppern

Hui Buh: Vermalledeit!
Erzähler: Immer rascher ging die Fahrt, eine funkelnagelneue Rolltreppe hinunter zur Schlossmauer, wo das durchgerüttelte und durchgeschüttelte Gespenst von zwei stählernen Armen gepackt und strampelnd in die Höhe gehoben wurde.

Maschinengeräusche. Lärmende Arbeiter.

Hui Buh: Uaa, neinnein nein, neineinein, nein, nein, loslassen, lo- losloslassen, ihr Respektlosen. Ich wollte das Frühstück nur einmal betrachten. Runterlassen! Run- nein, nein, nein! Nicht in die Farbtonne fallen lassen! Nicht in die Farbtonne fa...

Scheppern.

Hui Buh: (knurrt und platscht)
Emil: He, August. Stell' doch mal den Kran und die Rolltreppe ab. Ich glaube, da hat jemand gerufen.
August: Ach was, Emil. Ich habe nichts gehört und nichts gesehen. Oder doch? Schau mal da, aus der Farbtonne. Die roten Fussspuren. Die führen direkt auf den Fledermausturm zu.
Emil: Vielleicht stammen die Spuren von diesem Gespenst, das hier im Schloss herumspuken soll.
August: Meinst du? Dann ist das aber ein ziemlich dreister Geist. Er hat fast die ganze Farbe verpanscht.
Hui Buh: Von wegen. Ich bin der friedlichste Geist, den ich kenne. Nur wenn man mich in rote Farbe wirft, sehe ich rot! Hui Buh, Hui Buuah, Hui buh, aah, eeehhh

schaurige Musik

Erzähler: Krebsrot vor Zorn und Farbe war Hui Buh wieder aus der Tonne Herausgeklettert, in die ihn der Kran hatte fallenlassen, und wankte, pitschepatsche, eine breite, rote Spur zurücklassend, zum Fledermausturm.

platschende Schritte

Erzähler: Vor der Pforte verharrte das Gespenst kurz und drohte mit dem Morgenstern zu den Arbeitern hinüber.
Hui Buh: Hui Buuh, Hui Buuh, Hui Buh, aarrrhh, eeeehhhh. schaurige Musik
Erzähler: Allein, es war wahrhaftig ein wahres Glück, dass sie den Unsichtbaren nicht sehen konnte, denn er sah wirklich zu kläglich aus. Von der höchsten Morgensternspitze bis hinunter zur äussersten Stiefelspitze tropfte die rote Farbe wie von einem Malpinsel. In dieser Weise begossen schlängelte sich das Gespenst zurück durch die Drehtür, bestieg misstrauisch den modernen Fahrstuhl, drückte vorsichtig auf den Knopf und fuhr wie der Blitz in die Höhe.

Knopf wird gedrückt. Fahrstuhl saust nach oben.

Erzähler: Oben angelangt begann Hui Buh voll Neugier die Frühstückstasche auszupacken, die er auf der ganzen Flucht krampfhaft in der Hand gehalten hatte.

Hui Buh öffnet den Schnappverschluss der Tasche.

Hui Buh: Verruchter Reinfall! Die ist ja leer. Ha, aha, ein Buch. Das ist alles. Nur ein, nur ein Buch. He, (liest)"Alles über moderne Schlösser". (blättert) Ha, haaa, aaahh, fortan hütet euch, ihr Ruhestörer. Die Zeiten des unwissenden Schlossgeistes sind ein für allemal vorbei. In dieser Stunde beginnt eine neue Spukerei auf Burgeck. Hu, huu. Hui Buh, Hui Buh...(lacht gehässig)

Musik

Hui Buh: (heimtükisch wispernd) Tja, hhhmmm, und jetzt will ich mal dieses Buch studieren. Jetzt werde ich mal nachlesen, was da alles drinsteht. Haa, das wäre doch gelacht, wenn ich da nicht etwas finden würde, was für mich sehr wichtig ist.
Erzähler: Den ganzen Tag bis tief in die Nacht hinein sass Hui Buh über das Buch gebeugt. Endlich klappte er es zu und verliess die Turmkammer, um mit dem Fahrstuhl wieder in die Tiefe zu sausen.

Knopf wird gedrückt. Fahrstuhl saust hinunter.

Erzähler: schauerliche Musik Zum äussersten entschlossen huschte das Gespenst wie ein unheilvoller Schatten durch die Drehtür über die Lauftreppe zum Kran und machte sich überall mit ein paar Handgriffen zu schaffen, um zwischendurch immer wieder erwartungsvoll hinauf zur Fledermausturmuhr zu schielen. Und Punkt Mitternacht, als der Zeiger mit einem letzten Ruck auf die Zwölf rückte, (Turmuhr schlägt zwölfmal) und die Uhr mit zwölf dumpfen Schlägen die Geiserstunde ankündigte, erzitterte und erbebte das ganze Schloss (Maschinenlärm setzt ein) unter einem so ohrenbetäubenden Getöse, dass die Bauarbeiter entzetzt aus ihrem Schlaf fuhren.
Hui Buh: Hui Buh, Hui Buuhhh, Hui Buuhhh, aaahhhahahaha (lacht grimmig und gehässig)
August: Huaaa, was ist denn- was ist los, Emil? Die Rolltreppe rollt los und die Drehtür und der Kran drehen sich von selbst herum!
Emil: Ich werd' verrückt, August. Auch der Fahrstuhl fährt immer rauf und runter, rauf und runter...
August: Ich verlier' den Verstand. Alles dreht und bewegt sich wie von Geisterhand.
Emil: Ja, und da oben auf dem Kran, da sitzt das grinsende Gespenst.
August: Nicht doch. Dort drüben kreist es mit der Drehtür.
Emil: Unsinn. Hier vorne fährt es farbverschmiert in dem Bagger.
August: Es kommt mit allen Maschinen auf uns zu und greift nach uns.

Im Hintergrund jault Hui Buh.

Emil: Uuuaaah, gleich hat es uns gepackt...
August: Hilfe!
Emil: ... und wird uns den Garaus machen.
August: Und dabei jault und faucht und kreischt es, als stürze das ganze Schloss zusammen.
Emil und August: Uuuahh, hilfe!!!! (rennen fort)
Hui Buh: (lacht triumphierend) Hui Buh, Hui Buuh, was ihr könnt, kann ich schon lange. Und ich räche mich fürchterlich. Hui Buh, Hui Buh, aaahhhahahaha... (lacht triumphierend)
Erzähler: Mit schaurigem Hohngelächter und sämtlichen Maschinen zugleich, rückte das Gespenst den Bauarbeitern auf den Pelz und beutelte und walgte sie unerbittlich durch, bis alle seine Gegner erschöpft am Boden lagen. Triumphierend wandte Hui Buh ihnen den Rücken und begab sich aüsserst zufrieden in seine Turmkammer.

Musik

Erzähler: So selbstzufrieden war das Gespenst, dass es ordentlich zusammenfuhr als auf einmal sein Freund, der König, vor ihm stand.

Eine Türklinke quietscht laut. Tür wird schnell geöffnet.

Hui Buh: (Kettengerassel) Och, Julius. Ju- wie- g- wiewie ka, wiewieka. Ich dachte, ihr wäret weit weg, lieber Julius.
Julius: Mir scheint, wir waren viel zu lange fort. Was um alles in der Welt hast du bloss angestellt?! Die Arbeiter schlottern wie Espenlaub und wollen nicht ein Stück weiterbauen.
Hui Buh: Oh, wie schade. Ich fand diese Bauerei gerade so interessant.
Julius: Ach. Willst du dich mit den ärmsten wieder vertragen?
Hui Buh: Ja, freilich, freilich! Sie haben mich geärgert und ich habe sie geärgert und jetzt sind wir quitt.
Julius: Aha.
Hui Buh: Du musst nur achtgeben, dass sie sorgfältiger arbeiten. Die Drehtür klemmt nämlich etwas und der Fahrtsuhl, der Fahrstuhl, Julius, ist viel zu langsam.
Julius: Also, woher du das alles weisst, Hui Buh.
Hui Buh: Och, naja, he. Das bisschen Technik ist doch nichts besonderes. Ich bin eben ein hochmodernes Gespenst.
Julius: Hm, ja gut. Wenn du so ein schlaues Gespenst bist, weisst du gewiss auch, dass wir das Schloss umgebaut haben, um demnächst die Jahrhundertfeier zu begehen.
Hui Buh: (euphorisch) Ohh, Julius. Julius, ihr wollt meine vierhundertjährige Verwünschung feiern?
Julius: Nein. Das fünfhundertjährige Bestehen von Schloss Burgeck. Und dazu kommen von weither die Gäste angereist.
Hui Buh: Au fein, fein. Ich werde euch etwas furchtbares vorspuken.
Julius: Genau das befürchte ich und deshalb wirst du diesmal auf erprobte Gespensterweise unsichtbar bleiben, Hui Buh.
Hui Buh: Bei allem was da spukt, ihr wollt ohne mich feiern? Oh, das hätte ich nie von dir gedacht. Ich weiche empört von hinnen, König Julius. Hui Buh, Hui Buh, Hui Buuuaaah.
Erzähler: Zutiefst beleidigt löste sich das Gespenst in ein gewaltiges Nichts auf, von dem alsbald nichts mehr übrig blieb.

Hui Buh Musik

Erzähler: Wenig später war die Burg fertig umgebaut und die Vorbereitungen für das Jubiläumsfest begannen. Das ganze Schloss wurde vom Keller bis zum Boden gefegt und gescheuert. In der Küche wurde gebacken und gebraten und zuletzt wurden die Festgirlanden aufgehängt und die Burgfahne gehisst. Das Schlossgespenst kam während all dieser Zeit kein einziges Mal zum Vorschein. Und nur das leise Tappen von Schritten und das krächzende Knarren von Türen bewies, dass Hui Buh die Vorbereitungen voller Missgunst beobachtete. Und dann war der grosse Tag da.

Fanfarenmusik

Erzähler: Ein Wagen nach dem anderen fuhr mit den geladenen Gästen vor und der alte Kastellan mit seiner goldgeschmückten Uniform stiess immer wieder mit dem Zeremonienstab auf den blanken Marmorfussboden, um die ankommenden anzukündigen.
Kastellan: (klopft dreimal mit dem Stab) Es erscheinen der Fürst und die Fürstin Fridolin von Friedrichsheim.
Gäste: Aaaah, der gute Fridolin. Jaaa.
Kastellan: (klopft dreimal mit dem Stab) Es treten ein der Herzog von Hohenfels. Es folgen ihre Hoheiten, die Herren von Oberstdorf.
Gäste: Aaaah, die Herren von Oberstdorf. Und ganz ohne Damen. Wie immer! (Gelächter)
Kastellan: (klopft dreimal schnell mit dem Stab) Und itzo bitte ich um ihre geschätzte Aufmerksamkeit. Es spricht zu ihnen seine Majestät, König Julius, der 111.
Gäste: Scccchhhhht. Aaaaaahh. Ruhe, Seine Majestät besteigt schon den Thron. Jaaaa.
Julius: Meine hochverehrten, sehr geehrten Gäste. Im Namen meiner Gemahlin, der Königin Konstanzia, und meiner eigenen Persönlichkeit heisse ich sie zur Jahrhundertfeier auf Schloss Burgeck herzlich willkommen. Heute auf den Tag vor genau fünfhundert Jahren wurde unser Schloss erbaut. Und es hat bisher allen Stürmen und Schicksalsschlägen standgehalten. Darum seien sie fröhlich und vergnügt. Singen und tanzen sie bis zum morgigen Morgengrauen.
Gäste: Bravo. Ja, bravo. Schloss Burgeck wird auch diesem Sturm standhalten. (Gelächter)
Kastellan: Es ist angerichtet, eure Majestät.
Gäste: Oh, fantastisch. Hm, lecker. Seht doch mal, Salate. Und die Sahnetorte. Und seht dochmal hier, der Wackelpudding. Köstlich. Aber wo bleibt denn der Festtagsbraten. Ja, der Festtagsbraten. Ja, wo bleibt der denn loss?
Julius: Kastellan? Waltet eures Amtes!
Kastellan: (klopft dreimal mit dem Stab) Es wird aufgetragen, der Festtagsbraten.
Gäste: (applaudierend) Bravo. Ja, bravo. (weiblicher Gast erschrickt) Huch, was ist das? Ja was ist denn? Er bewegt sich. Er ist noch lebendig. Hilfe. Hilfe. Hilfe.
Kastellan: Majestät. Irgendwer nimmt mir das Silbertablett aus der Hand.
Gäste: Oje. Oh Gottogott. Tatsächlich. Hilfe. Aber das geht doch nicht mit rechten Dingen zu. Du meine Güte, jetzt schwebt es quer durch den Saal zur Tür. Da, das Weinfass schwebt hinterdrein. Nein. Schade um den schönen Wein. Oooohooo. Auch die Torten gehen in die Luft. Oh Gott ja, wie unheimlich.
Julius: Na, so tut doch was. Verteidigt unser Festessen, Kastellan!
Kastellan: Sehr wohl, Majestät. (Ein Hund bellt zweimal) Aauuu! Verflucht! (Ein Hund bellt viermal) Verzeihung. Mich hat ein Hund gebissen.
Gäste: Hilfe, ein Untier. Eine Bestie!

Hintergrund: gar gruselige Höllengeräusche.

Julius: Wahrhaftig! Vor der Tür hockt ein knurrender Kettenhund mit schwarzem Zottelfell.
Gäste: Und scharfen Krallen und Zähnen. Und frisst eine Torte nach der anderen. Und unseren Festtagsbraten. Oh ja, n- oh nein, das geht zu weit. Ein übler Scherz. Einer von den aller übelsten.
Julius: Verflixt! Wo kommt plötzlich der Köter her?!
Gäste: Da! Seht euch das an. Oh nein, oh nein, nicht zu fassen.
Kastellan: Nun säuft er das ganze grosse Weinfass aus.
Gäste: Oh, wie schade. Ja. (weiblicher Gast erschrickt) Zu Hilfe. Er sitzt auf meinem Schoss und leckt mir die Nase. Also sowas. Nein, seht euch das an!
Julius: Jagt gefälligst diesen Höllenhund zum Teufel!
Kastellan: Erstmal können, Majestät. Seine Augen funkeln wie glühende Kohlen und aus seinem Rachen fahren feurige Flammen.
Gäste: Hilfe! Die Bestie greift an. Schnell weg!
Kastellan: Aber jetzt hab' ich ihn. Beinahe gehabt.
Gäste: Zu spät! Das Ungeheuer wird uns alle verschlingen! Mit Haut und Haaren! Hilfe!
Kastellan: Rette sich, wer kann!
Gäste:
Lauft um euer Leben! Hilfeee! (Gäste entfliehen)
Julius: Das ist kein echter Schlosshund. Das ist unser verhextes Schlossgespenst! Los! Zeig dich in deiner wahren Gestalt, Hui Buh!
Hui Buh: (lacht höhnisch)

Ende der Seite 1 auf MC und beginn der Seite 2 auf MC!!!

Hui Buh: Hui Buh, aahhhhahahaha, erraaaten. Hier bin ich, auch wenn man mich nicht geladen hat, Julius.
Kastellan: Doch dafür sind unsere Gäste alle fort. Sie haben fluchtartig das Schloss verlassen, Majestät.
Julius: Und schuld daran bist du, Hui Buh! Aber das soll dir schlecht bekommen.
Hui Buh: Oh Julius, mir ist schon so schlecht. Mir schwant, mir schwant ich bekomme Bauchweh.
Kastellan: Das kommt davon, wenn man den Rachen nicht voll genug kriegen kann. Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.
Julius: Das haben sie als Kastellan vortrefflich bemerkt. Am liebsten würde ich unseren Schlossgeist zum Kuckuck wünschen. Aber bedauerlicherweise ist er bereits verwünscht. Deshalb wird er sich sofort in seine Holztruhe legen und wir werden meinen Leibarzt alarmieren.
Hui Buh: Aaaauaah, aaaauaaaa, aaauaaaaa, meeeiiiin Bauuuuch. Uuuuhh, uuuhhuuuu. traurige Musik Huuuuiii Buuuuuh, Huuuuuuiiiiii buuuuuhhhh.

traurige Musik

Seite 2:

Erzähler: Kleinlaut schlich Hui Buh davon, um sich mit grimmigen Leibschmerzen in seine alte, vermoderte, enge, düstere Holztruhe zu legen und solange vor sich hinzuwimmern, bis seine Majestät mit dem königlichen Leibarzt erschien.

Tür wird geöffnet. Schritte.

Doktor: Potzspiritus Majestät. Da wären wir. Und, äh, wo ist der Patient?
Julius: Hier, Herr Medicus.
Hui Buh: Ja.
Doktor: Potzspitirtus, der Kranke sieht in der Tat elend aus. Wie ein Knochengerüst.
Hui Buh: Tsehe.
Doktor: Sooo, reichen sie mir mal die Hand, damit ich ihren Puls fühlen kann, mein Freund. (zählt wispernd) Einunzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig, vie- Tja, Potzspiritus. Ich darf nicht mehr so tief in die Flasche schaun. Wissen sie, was ich fühle, Majestät? Gar nichts. Der Patient hat überhaupt keinen Puls und ist eiskalt, als wäre er seit langem verstorben. Zeigen sie mir mal ihre Zunge, und machen sie A und B.
Hui Buh: (mit weit geöffnetem Mund) Haaaa ung eeee.
Doktor: Also, wenn ich nicht wüsste, dass ich träume, würde ich sagen, ich schaue in einen Totenkopf. Gespenstisch. Gespenstisch! Also das reicht mir! Ich empfehle eine strenge Hungerkur und mich selbst. Gute Nacht allerseits.

Hastige Schritte. Tür wird geschlossen.

Hui Buh: Ha, haha, Julius, Julius. Ich glaube, mir ist bereits viel besser.
Julius: Ausgezeichnet. Ich brauche nämlich dringend deine Hilfe, Hui Buh.
Hui Buh: Aaah, ja, dann sind wir wieder Freunde, hm? Und du bist mir nicht mehr böse und gelobst auch, mich zur nächsten Jahrhundertfeier einzuladen.
Julius: Jajajajaa, ich gelobe es. Hör zu, du kannst dich sicher noch an die hässliche Gräfin Etepetete erinnern, die du dereinst verjagt hast.
Hui Buh: Ooohjaaa, ehe, ehe, he.
Julius: Ja, diese Etepetete hat leider einen grossen Bruder, der genau wie ich Julius heisst und behauptet, der rechtmässige Besitzer von Schloss Burgeck zu sein.
Hui Buh: (knurrt) Grrrr, vermalledeit. Wenn der der Schlossherr wäre, müsste ich bestimmt wieder am Hungertuche nagen, Julius. Also, sobald der Graf auftaucht, ziehst du schnell die Burgbrücke hoch und dann kann er bis zum Sankt Nimmerleinstag vor dem Tor stehen. Das... das habe ich früher auch immer so gemacht. (lacht sich einen)
Julius: Ja, früher ging das vielleicht.
Hui Buh: Oder... oder vielleicht kannst du ihm den Fledermausturm zeigen. Und wenn er von oben herabschaut, gebe ich ihm von hinten und einen Schubs und wumms.
Julius: Neinneinneinnein, solche Sachen sind heutzutage streng verboten.
Hui Buh: Oh, oh, ein Jammer. Zu meiner Ritterzeit war alles viel, viel einfacher. (Kettengerassel)
Na, kommt Zeit, kommt Rat. Mir wird schon rechtzeitig irgendetwas geistreiches einfallen. Das schwöre ich dir bei meiner Geisterehre. (lacht gehässig) Hihii, hahaa, Hui buh, Hui Buuuuhhhh, aahhahaaa.

Musik

Erzähler: Erleichtert verliess der König die Fledermausturmkammer und alsbald versank das Gespenst in tiefes Grübeln.
Hui Buh: (schnarcht) Huibuuuuhhh. Huibuuuuuuhhhhh. Huibuuuuuhhh
Erzähler: So tief versank Hui Buh in Grübeln, dass er glatt die Ankunft des ungebetenen Gastes verschlief. Und erst kurz vor der nächsten Mitternacht mit einem tollen Einfall erwachte.
Hui Buh: Hui Buh. Hui Buuh. Hui Buuuuh. Huii Buuuh ahhhahahahaha (lacht triumphierend)schauerliche Musik
Erzähler: In aller Eile begann er sich für seinen Auftritt vorzubereiten. Um den Leib einen pechschwarzen, samtenen Mantel. Auf dem Kopf einen breiten Schlapphut mit bunter Feder. In der Hand einen kupfernen Becher, in dem es (Würfelbecher wird geschüttelt) geheimnisvoll klapperte. So begab er sich vor die Thronsaaltür, drückte sachte die Türklinke herunter (Klinke quietscht) und huschte immernoch unsichtbar durch einen schmalen Spalt in den Saal, wo der Graf eben dem König grossspurig verkündete.
Graf: Also. Ab morgen bin ich, Graf Julius, der Herr auf Burgeck.
Julius: Herr Graf vergessen, dass ich als König auch Julius heisse und wir auf Burgeck ein Schlossgespenst haben, das jeden Fremden verjagt.
Graf: Das stört mich nicht. Ich lasse mich von niemanden, auch nicht von einem Poltergeist ins Bockshorn jagen, wie meine Schwester Etepetete. Ich freue mich schon auf die Bekanntschaft ihres Gespenstes.
Hui Buh: (kichert leise und flüstert) Jaa. Sobald ich sichtbar werde, sollst du mich kennenlernen. Psst. Erschrick nicht, Julius. Ich bin's, Hui Buh. Ich stehe direkt hinter dir.
Julius: (flüstert)Endlich. Ich dachte schon, du hättest verschlafen. Ist dir wenigstens etwas geistreiches eingefallen?
Hui Buh: (flüstert)Jawohl, ein wahrer Geistesblitz. (juchzt) Ich habe einen Würfelbecher mitgebracht. Damit könnt ihr um das Schloss würfeln.
Julius: (flüstert) Das nennst du einen Geistesblitz? Ja, was ist, wenn ich verliere?
Hui Buh: (flüstert) Naaa, lass mich nur machen.
Julius: (flüstert) Also, nm, naja, also mir ist jetzt schon alles gleich, Hui Buh. (spricht normal) Herr Graf? Ich schlage vor, wir entscheiden unseren Schlossstreit durch ein Würfelspiel.
Graf: Seeehr einverstanden. Im Spiel hab ich immer Glück.
Julius: Hier ist der Becher mit dem Würfel. Jeder hat drei Würfe.
Graf: (schüttelt den Becher und schüttet den Würfel auf einen Tisch) Ich habe eine drei. (kichert arrogant) Sie sind an der Reihe, Majestät.
Julius: (schüttelt den Becher und schüttet den Würfel auf einen Tisch) Zwei.
Graf: (schüttelt den Becher und schüttet den Würfel auf einen Tisch) Ich habe eine vier.
Julius: (schüttelt den Becher und schüttet den Würfel auf einen Tisch) Ich habe auch eine vier.
Graf: Sooo? Jetzt geht's ums Ganze! (schüttelt den Becher und schüttet den Würfel auf einen Tisch) Hurraaa! (kichert arrogant) Eine sechs. Geben sie auf, Majestät!
Julius: (flüstert) Da hast du's. Hrrrr, wir haben schon so gut wie verloren, Hui Buh.
Hui Buh: (flüstert) Mitnichten, Julius. Im Mogeln war ich seit jeher unübertroffen. Gib acht, bei deinem letzten Wurf drehe ich einfach den Würfel herum.
Julius: (flüstert) Grossartig! (schüttelt den Becher und schüttet den Würfel auf einen Tisch. Gleichzeitig klingt das Glöckchen einer Uhr im Hintergrund)
Hui Buh: (kichert und juchzt) Eine sieben! Gewonnen, Julius.

Es klatscht auf eine Hand

Hui Buh: Autsch!
Graf: He, he. Hände weg! Hier wird nicht geschummelt!
Hui Buh: Hui Buh, au, auauauauauuuuu, Huihui Buh, auuuuuuu...
Erzähler: Laut aufjaulend entfloh Hui Buh aus dem Thronsaal, denn im selben Augenblick als er mit seiner Geisterhand den Würfel ergriffen hatte, hatte es zwölf geschlagen. Das Gespenst war sichtbar geworden und der Gegenspieler hatte ihm klatschend auf die Hand gedroschen. Schwer geschlagen floh Hui Buh hinaus ins gleissende Mondlicht des Schlosshofes, wo ihn der nachfolgende König gerade noch am Hofbrunnen einholen konnte.

Wind rauscht

Julius: Ach, ver- Hui Buh! Wie konntest du nur eine sieben herbeischummeln. Sowas gibt's doch gar nicht!
Hui Buh: (kleinlaut) Dann, dann haben wir das Schloss verloren?
Julius: Neinnein, neinein, es steht unentschieden. Dreizehn zu dreizehn.
Hui Buh: Hach, verrucht. Ich wusste ja, dass die dreizehn meine Unglückszahl ist. Aber keine Sorge, ich lasse dich nicht im Stich, Julius. Morgen ist auch noch eine Nacht zum spuken. Ich erwarte dich pünktlich hier unten am Fledermausturm. Und vergiss nicht, dir ein weisses Nachthemd anzuziehen. Hui Buh, Hui Buuuhaahhahahaha.
Erzähler: Bei dem Gedanken an die nächste Nacht rieb sich Hui Buh vergnügt die Hände.
Hui Buh: (kichert freudig)
Erzähler: Rechtzeitig schlüpfte Hui Buh in sein weisses Abthemd, aus dem sein Knochengerüst greulich hervorschaute. Vergass auch nicht seine hohlen Wangen kräftig mit Kreide einzureiben, was ihm ein besonders bleiches Aussehen gab. Und schulterte für alle Fälle noch einen verbogenen Spiess. So gerüstet traf er am Fuss des Turmes auf den König, der ihn im Nachthemd mit einer öllampe erwartete.
Julius: (flüstert) Ach, du ahnst nicht, wie aufgeregt ich bin, Hui Buh. Hoffentlich klappt auch alles. Wenn ich daran denke, dass womöglich etwas schief gehen könnte, und dieser grossspurige Julius das Schloss bekommt.
Hui Buh: Och, was soll denn schiefgehen, Julius?! Betrachte mich! Seh' ich nicht schön schaurig aus? Ich fürchte fast, ich würde vor mir selber Furcht bekommen, wenn ich mich so sehen würde. Und, Julius, wie gefallen dir die Bluttropfen auf meiner Brust?
Julius: (flüstert) Ojee, hast du dich verletzt?
Hui Buh: Ach was. Das ist nur ein Klacks von deiner Erdbeermarmelade. Wirkt wie echt, nicht wahr?

Schritte auf Kies

Kastellan: Donnerwetter! Wenn unser Gespenst solchermassen vor dem Grafen erscheint, sind wir ihn los. Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.
Julius: (flüstert) Unser Kastellan im Nachtgewand. Was führt sie denn so spät hierher zum Turm?
Kastellan: Ich bitte um Vergebung, Majestät. Aber dieser Graf hat mir verkündet, er würde mir kündigen. Deshalb möchte ich mich an seiner Vertreibung beteiligen. Wenn es gestattet ist.
Julius: (flüstert) Gern. Doch wir müssen uns sputen, sonst ist Mitternacht vorbei.
Hui Buh: Du meinst die Geisterstunde.
Julius: (flüstert) Meinetwegen auch die Geisterstunde. Nur lass uns endlich gehen!

Schritte auf Holzboden

Konstanzia: Ach bitte, nehmt mich mit!
Julius: (flüstert) Du, Konstanzia?
Konstanzia: Ach, Julius. Dieser widerliche Graf hat gesagt, mein Gemach bekomme seine Schwester Etepetete. Und darum habe ich mein Nachthemd angezogen und beschlossen, euch beim Spuken zu helfen.
Hui Buh: Und wenn das nicht hilft, habe ich noch immer meinen Spiess, um unseren Widersacher zu durchbohren.
Kastellan: Davon würde ich dringend abraten.
Hui Buh: Ja dann, dann, dann, durchbohre ich mich eben selber, vor seinem Angesicht. Dieser Anblick hat bisher noch jeden zum Schlottern gebracht.
Julius: (flüstert) Also! Vorwärts!
Hui Buh: Hui Buh!

Erzähler: Musik Eiligst machten sich die vier weissen Gestalten auf den Weg. Vorne weg das Gespenst mit seinem krummen Spiess. Hinterher der König mit der Stalllaterne. Und zuletzt die Königin und der Kastellan. So schlichen sie auf Zehenspitzen durch das nächtlich dunkle Schloss geradewegs auf das erste Missgeschick zu.

widerhallende Schritte auf Steinboden

Hui Buh: Au. Aaah!
Julius: (flüstert) Vorsicht! Stufe!

Poltern

Hui Buh: Aua! Hi-Hilfe! Hilfeee! Hilfe! Ich bin bereits gestolpert.
Julius: (flüstert) Kannst du denn nicht leiser spuken. Du weckst ja das ganze Schloss auf, Hui Buh.
Hui Buh: Wenn ich mir aber den Zeh gestossen hab und hinken muss. (erschrickt) Bei allen bösen Geistern. Wir können nicht weiter! Wir müssen umdrehen.
Konstanzia: Was ist los da vorne?
Hui Buh: Schaut nicht um die Ecke! Dort! Dort steht etwas furchtbar grässliches und grausliches. Eine bleiche Knochengestalt in einem weissen Gewande.
Julius: (flüstert) Du bist mir ein schönes Gespenst. Hast du etwa Angst?
Hui Buh: A-A-An-Angst nicht, aber-aber am liebsten würde ich unsere Spukerei auf morgen verschieben.
Julius: (flüstert) Morgen kann es schon zu spät sein.
Kastellan: Nur Mut, möchte ich bemerken.
Hui Buh: Gut. Ich habe geschworen, euch beizustehen, und daran kann mich nichts auf der Welt hindern. (Kettengerassel) Obacht! Ich werde dieser Gestalt meinen Kopf an den Kopf werfen. Huiiii...
Julius: (flüstert) Halt ein. Das ist doch ein... (Glas zersplittert) ... Spiegel!
Hui Buh: Wie? Was sagts du da?
Julius: (flüstert) Jaa, du hast dich vor deinem eigenen Spiegelbild gegrault, Hui Buh. Also, setz deinen Kopf wieder auf! Wir sind am Ziel! Hinter dieser Tür schläft der Graf.
Hui Buh: Aber irrt ihr euch nicht? Ist das nicht die verkehrte Tür?
Kastellan: Nein, das ist die richtige Tür. Wir haben doch alles umgebaut, wenn ich darauf hinweisen darf.
Julius: (flüstert) Ja, mir scheint, du hast nur deinen Kopf verkehrtrum aufgesetzt und siehst falsch, Hui Buh.
Hui Buh: Aha. Ja, d- (dreht quietschend seinen Kopf) So. Jetzt sitzt er grade.

rüttelt am Türgriff

Hui Buh: Die Tür ist zu.
Julius: (flüstert) Herrje, ich denke, ihr Gespenster könnt durchs Schlüsselloch gehen.
Hui Buh: Natürlich! (kichert verlegen) Das hätte ich in der Aufregung beinahe vergessen. Entschuldige. Es geht sofort los. schauerliche Musik Ich mache einen Satz und schon bin ich im Schlüsselloch. (krächzt und ruft dumpf) Hilfe. Hilfee. Es geht nicht. Es geht nicht. Zieht mich zurück. Zurüüüück.
Konstanzia: Du meine Güte, was ist dann passiert?
Hui Buh: Das Schlüs- Das Schlüsseloch ist zu eng geworden. Ich passe nicht mehr hindurch.
Julius: (flüstert) Das hat uns grade noch gefehlt. Aber das liegt allein an dir. Du bist vom vielen, guten Essen zu dick geworden.
Hui Buh: (wird herausgezogen) Danke. Danke. Ha. Bitte schimpft nicht, Julius. Ich werde es nocheinmal versuchen. Allerdings müsstet ihr die Laterne hochhalten und mir helfen.
Kastellan: Hauptsache, unser Gespenst schafft es überhaupt.
Konstanzia: Denke daran, liebes Gespenst, wenn wir den Grafen nicht verjagen, sind wir das Schloss los und du kannst auf dem Friedhof spuken.
Hui Buh: Jajaa. Jajaa, ich weiss Bescheid. Und bin bereits wieder im Schlüsselloch verschwunden. schauerliche Musik So, jetzt schiebt mich ein bisschen.
Julius: (stöhnt) Sooo?
Hui Buh: (dumpf) Nein, nein, nicht so, nicht so. A- an- an den Beinen, an den Beinen. Aah, ooohoooohoooo... (jault)
Erzähler: Der König, die Königin und der Kastellan fassten also das Gespenst an den Beinen und schoben kräftig nach. Nun schaffte es Hui Buh. Als er sich jedoch auf der anderen Seite erschöpft gegen die Tür lehnte, sprang das verklemmte Schloss von allein auf (Tür öffnet knarrend. Windzug pfeift.), und hastig traten seine Begleiter ein (Schritte). Im gleichen Moment verlöschte ein heftiger Luftzug die Lampe. Krachend flog die Tür wieder zu (Tür schlägt zu). Ein Schlüssel wurde dreimal herumgedreht (Schloss schliesst dreimal) und eine höhnische Stimme ertönte:
Graf: (lacht höhnisch)
Kastellan: Das war der Graf, Majestät.
Hui Buh: Zeter und Mordio. Ich hatte doch recht. Wir sind durch die falsche Tür gegangen. Und ich, aua, ich- ich sitze auf etwas spitzem, scharfen. Aaaah.
Julius: Und wo sitzen wir alle, Hui Buh?
Hui Buh: He. Falls mich mein Geist nicht täuscht, in der Folterkammer! Da habe ich einst so manchen hineingeworfen und keiner ist sein Leben lang lebend wieder herausgekommen.
Konstanzia: (weinerlich) Ohweh, dann ist es aus mit uns?
Hui Buh: Ja. Ja. Ach, Julius. Ich könnte diesen Halunken glatt mit meinem Spiess aufspiessen. Wenn ich mir vorstelle, dass ich nie mehr mit dir zu Abend speisen kann. (schluchzt) Kein Gänsebraten und keine Klösse. Keinen Pudding mit Himbeersosse. Und all die anderen leckeren Sachen. (schluchzt und fängt an zu bibbern) Wie kalt es hier ist. Hätte ich mir bloss nicht dieses dünne Mönchshemd angezogen. Hui Buuuh. Huuui Buuuuh.
Julius: Lass doch diese verflixte Heulerei. Glaubst du, wir frieren nicht in unseren Nachthemden?
Hui Buh: Nicht so sehr wie ich. Ich friere, als würde mein letztes Geisterdaseinsstündchen schlagen. Hui Buh. Huuuii Buuuuh. Huuuiii Buuuuuuh. (Hui Buhs Gejaule hallt nach und vervielfältigt sich)
Erzähler: So schaurig und anhaltend heulte Hui Buh sein Leid heraus, dass sich alle entsetzt die Ohren zuhalten mussten (Hintergrund: Hui Buh Geheule). Bis plötzlich rasselnd die Tür aufgerissen wurde (Schlüssel rasseln und Tür öffnet quietschend) und der wie Espenlaub zitternde und bibbernde Graf erschien.
Graf: Uuuahhhaaaa. Um Himmels Willen. Ich flehe sie an, Majestät. Gebieten sie Einhalt! Uaaaaaa. Dies Geheul geht einem ja durch Mark und Bein. Nein, das ist nicht zum aushalten. Meine Schwester hat mir wohl von einem Gespenst erzählt aber von tausend Geisterstimmen hat sie nichts gesagt. Ich verzichte für immer auf das Schloss und lasse sie freiwillig aus der Speisekammer, wenn nur dieses steinerweichende Wimmern und Winseln und Weinen aufhört. (verschwindet heulend)
Hui Buh: Was sagst du dazu, Julius? Das spitze, scharfe unter mir, das ist mein eigener Spiess (lacht freudig). Und, und wir alle sitzen gar nicht in der Folter sondern in der Speisekammer. (schluckt und stöhnt kauend) Hier, willst du auch mal probieren? Diese Mohrenköpfe, Julius, diese Mohrenköpfe... (schluckt) Vorzüglich! Vorzüglich!
Julius: Wenn du das gewusst hättest, hättest du bestimmt keinen Mucks getan und nur gefuttert. Stimmt's, Hui Buh? Aber eine Frage. Wie hast du das bloss mit den tausend Geisterstimmen geschafft?
Hui Buh: Ganz einfach. Ganz einfach, Julius. Ich habe hier in die Heizungsrohre geheult, so dass es überall im Schloss wiederhallte. Siehst du? So, so hier, so. Hui Buuuuhhh. Hui Buuuuuhhhh (Hui Buhs Echo ertönt). Klingt schön schaurig, nicht wahr? Und die Stimme schont es obendrein, weil die Rohre mein Heulen verstärken, jaaa.
Julius: (erfreut)Also. Ich bin tatsächlich sprachlos, liebes Gespenst.
Hui Buh: Och. Das bisschen Technik ist doch ein Kinderspiel für mich. Ich bin eben das hochmoderne Gespenst Hui Buh mit seiner rostigen Rasselkette (lacht und rasselt mit der Kette).

Hui Buh Titelmelodie

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