Sven O. bewertet das Hörspiel mit
und schrieb am 24. 01. 2005:
Also 'Frau Holle' ist gute deutsche Wertarbeit - nicht mehr, aber auch nicht minder. Susanne Sierig darf einmal mehr die verfolgte Unschuld in Gestalt einer fast schon zu süß klingenden Goldmarie geben, Dagmar Kottkamp ist - wie gewöhnlich - die perfide Stiefmutter (denn das Spinnen ist nicht so sehr das Fragwürdige an ihrem Verhalten - das galt schließlich als Freizeitbeschäftigung *g* - sondern das Zur-Schau-Stellen der Stieftochter!), Susanne Hartau ist endlich mal nicht als altkluger Knabe zu hören, sondern als faule Pechmarie (das Phlegmatische muss hier leider einer gewissen Aufsässigkeit weichen...), und Heike Kintzel als Urmutter Frau Holle beweist ein weiteres Mal ihre stimmliche Flexibilität (vgl. dagegen ihre grandios-gruselige Knusperhexe - da liegen Welten dazwischen!)
Das 'Lumpengesindel' (s. auch "Wolf und die sieben Geißlein" et.al.) ist nicht nur von Europa verlegt worden, sondern u.a. bei PEGGY und INTERCORD. Keine spektakuläre Sache, aber schließlich ist das Ganze auch für Kinder jüngeren Datums gemacht - somit kann man es als ganz witzig durchgehen lassen!
Highlight ist aber nach wie vor die B-Seite. Hier hat Frau Körting tief in der Kiste gekramt und von dem (gegenüber Grimm, Andersen, Hauff und Bechstein) fast unbekannten, aber nicht uninteressanten Richard Volkmann-Leander ein Stück ausgegraben (ich glaube, die Sammlung heißt 'Träumereien an französischen Kaminen' oder so ähnlich!). Hier zeigt sich der wahre Romantiker - die Handlung mag ja nun weiß Gott nicht allzuviel hermachen. Aber wie stimmungsvoll ist dieses Märchen! Und wie kongenial umgesetzt! Bernd Kreibich (unvergessener Hadschi Halef Omar!) und natürlich (!) Reinhilt Schneider (Prinzessin par excellance! Auf die lass' ich nichts kommen!) geben ein brillantes Paar ab; Joachim Rake in seiner Paraderolle als König, dessen autoritäres Gehabe dann doch von der Liebe zu seiner Tochter und ihrem Glück überholt wird, sekundiert von Dagmar von Kurmin als herrlich keifende Tante und mal wieder Horst Beck in der Chargenrolle des leicht tüddeligen Geheimrats.
Dazu gibt Hans Paetsch als Erzähler mal wieder alles - allein schon das lakonische "Sein Vater hatte 'Pechvogel' geheißen - und so hieß auch er 'Pechvogel'..."! Passend auch die sparsam eingesetzte Musik (die pseudo-Spinett-Klänge machen sich hier wirklich gut!).
Die Szene im Schlossgarten (Pechvogel schildert der überzogen fröhlichen Prinzessin Glückskind sein trauriges Leid) kommt an Melancholie schon fast an die Abschiedsszene im Boot ('Die zertanzten Schuhe') oder an Vergleichbares in 'Jorinde und Joringel' heran. Hier ist mit einem eher unspektakulären und völlig unbekannten Märchen ein äußerst gelungenes Hörspiel entstanden - schade, dass das nicht mehr aufgelegt wird!
Uwe
schrieb am
16. 06. 2004:
@Lafleur1979: Ja, ist er. Ich kenne dieses Hörspiel hier zwar nicht, aber Herzsprung hat z.B. auch bei "Zwergenmützchen" mitgesprochen (B-Seite vom "Froschkönig" in der späteren Ausgabe).
Lafleur1979
schrieb am
16. 06. 2004:
Pechvogel und Glückskind ist wirklich gut (17,5/20). alle Rollen sind sehr gut besetzt - von einer aufbrausenden D.v.Kurmin bis zum majestätischen J.Rake.
Ist Bernd Herzsprung der bekannte Schauspieler?